Schulterblick: Radfahrkurse mit Schulklassen

Initiative details

In vielen Städten und Gemeinden ist die Verkehrsinfrastruktur für das Autofahren ausgerichtet: Radfahrinfrastruktur ist oft nur mangelhaft oder gar nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass eine Radfahrausbildung bislang ausschließlich in der Volksschule passiert und viele Eltern selbst kaum Radfahren oder Schwierigkeiten haben ihre Kinder beim Radfahren im Alltag zu begleiten. Das es notwendig ist, die Verkehrsinfrastruktur attraktiv für das Radfahren und zu Fuß gehen zu gestalten, ist vielen Entscheidungsträger:innen bewusst – der Umbau wird aber noch Jahre und Jahrzehnte andauern. In der Zeit wachsen Kinder zu jungen Erwachsenen heran und die gebaute Umwelt prägt ihr Mobilitätsverhalten. Radfahrkurse im Straßenverkehr sind ein ideales Mittel um die gebaute Umwelt kritisch auf geeignete Strecken zum Radfahren für Kinder und Jugendliche zu prüfen, und dabei Radfahrkompetenz bei jungen Menschen aufzubauen und ihr künftiges Mobilitätsverhalten zu prägen – während die Verkehrsinfrastruktur attraktiver für sie wird.
Schulterblick steigert in den Radfahrkursen für Schulklassen der 5. und 6. Schulstufe die Radfahrkompetenz, lässt die Kinder das Regelwissen anwenden und kann damit oft ihre Freude am Radfahren wecken oder vertiefen. Kinder erfahren im Radfahrkurs wie sie eigenständig und mit Freude ihre Wege in der Stadt oder Gemeinde zurück legen können – ihre Alltagswege aktiv zu gestalten, das steigert ihr Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Die Risikokompetenz der Kinder wird durch das Gefahrenbewusstsein gesteigert und dies wirkt präventiv – nicht nur wenn die Kinder Radfahren, sondern generell, wenn sie am Straßenverkehr teilnehmen.

Initiative date

to

Who was/is your target audience?

Children 0-16
Parents
Cyclists

Topic

Knowledge building and sharing
Education in school or in community organizations

Organisation details

Radland Niederösterreich - Agentur für Aktive Mobilität
Enterprise
Austria
Sankt Pölten

Contact name

Bernd Hildebrandt

Telephone number

+436648271070

Project activities

If you work together with external partners, list the most important partners and briefly describe their role.

»Radland Niederösterreich – die Agentur für Aktive Mobilität« und »Schulterblick - Die Radfahrschule« können mittlerweile auf eine lange Kooperation zurückblicken, die bis 2025 verlängert wurde.
Schulterblick übernimmt die Bewerbung der Kurse und schreibt Schulen und Lehrer:innen an, damit diese die Radfahrkurse für ihre Schulklassen buchen. Darüber hinaus werden an den verschiedenen Standorten geeignete Plätze für den Kurs gesucht, die Routen für die Ausfahrten entwickelt und das Material bereitgestellt: Fahrräder, Helme, Signalwesten – wie auch das Unterrichtsmaterial.
Radland Niederösterreich trägt Sorge für die Finanzierung der Tätigkeit von Schulterblick und für die Unterstellung der Fahrräder und Materialien.

Please describe the project activities you carried/are carrying out and the time period over which these were implemented.

»Schulterblick – Die Radfahrschule« führt im Auftrag von »Radland Niederösterreich – die Agentur für Aktive Mobilität« seit 2017 Radfahrkurse in Niederösterreich mit Schulklassen der 5. und 6. Schulstufe im Straßenverkehr durch für Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren.
In den Jahren 2017 bis 2022 führte »Schulterblick - Die Radfahrschule« 138 Radfahrkurse mit 3.150 Kindern durch.
Weitere 105 Radfahrkurse mit Schulklassen sind für 2023 bis 2025 in Niederösterreich geplant.

Evaluation

What has been the effect of the activities?

Schulterblick macht mit den Radfahrkursen Präventionsarbeit: Das Regelwissen wird vertieft; die fahrtechnischen, kommunikativen und kooperativen Kompetenzen erhöht – wie auch das Bewusstsein gestärkt, nur mit StVO-konformen Fahrrädern sicher unterwegs zu sein.
Und es hat einen weiteren Effekt auf die Kinder: Vor dem Radfahrkurs werden die Kinder von den Radfahrlehrer:innen gefragt: Wer würde gern mit dem Fahrrad in die Schule fahren? Zumeist zeigen nur wenige Hände auf. Nach dem Radfahrkurs stellen die Radfahrlehrer:innen von Schulterblick die Frage erneut – dieses Mal gehen viele Hände in die Höhe. Damit ist Radfahren zur Schule für die Kinder eine Option geworden – die sie mit nach Hause nehmen.
Auch die Lehrer:innen bestätigen uns die Effekte:
„Schulterblick ist eine der sinnvollsten und spannendsten Aktivitäten bei der wir je teilgenommen haben. … Radfahren mitten in der Stadt stärkt das Selbstbewusstsein.“ – Ein Lehrer nach dem Radfahrkurs
Zudem hat es einen Effekt auf die Menschen der Stadt, denn bei jedem Radfahrkurs gibt es Ausfahrten, kleine Gruppen fahren auf einer Route durch die Stadt – das erregt Aufmerksamkeit: Die Menschen in den Autos, im Gastgarten oder gehend auf dem Stadtplatz nehmen die Kinder auf ihren Fahrrädern wahr – durch die Signalweste ist der Übungscharakter erkennbar. Nahezu immer gibt es positive Resonanz! Viele schenken der radelnden Gruppe ein Lächeln oder haben unterstützende Worte, die sie zurufen: „Weiter so!“ Das schafft Bewusstsein und prägt in den Wochen der Radfahrkurse das Stadtbild der Gemeinden mit – den lokalen Straßenverkehr und macht Menschen hinterm Steuer aufmerksamer für junge Menschen am Fahrrad.

Please briefly explain why your initiative is a good example of improving road safety.

Radfahrkompetenz im echten Leben, im Straßenverkehr, mit Kindern zu üben macht Verkehr für alle sicherer. Die Schulterblick-Radfahrkurse verbinden Radfahrkompetenz mit Mobilitätsbildung, d.h. die Kinder verbessern ihr Radfahrkönnen, wenden die Verkehrsregeln an und erleben in den Ausfahrten wie es sich anfühlt durch ihre Stadt Rad zu fahren: Dabei vermitteln wir Freude am guten Miteinander im Straßenverkehr. Das Kommunizieren auf Augenhöhe, wie auch die Freude an der eigenständigen Bewegung. Damit bereiten wir, Radland Niederösterreich und Schulterblick, den Weg, dass Kinder gern im Alltag Radfahren wollen, es können und sich zutrauen.
Theorie und Praxis werden im 4-stündigen Radfahrkurs an einem Vormittag verbunden. Der hohe Betreuungsschlüssel, 5 zertifizierte Radfahrlehrer:innen, ermöglicht individuelle Betreuung – Kinder, die noch nicht Radfahren können, lernen es häufig. Am Radparcours, auf einem autofreien Platz, wird in Ruhe das Radfahrkönnen geübt und die Gruppendynamik der Kinder untereinander beobachtet – dementsprechend werden die Kleingruppen für die Ausfahrten eingeteilt. Es braucht Zeit, um die Kinder in Ruhe vorzubereiten.
Die Kinder, zumeist können alle bei den Ausfahrten mitfahren, werden in Kleingruppen von maximal 5 Kindern aufgeteilt: Vorn fährt ein:e Radfahrlehrer:in; den Abschluss bildet eine Betreuungsperson, ein:e Lehrer:in oder ein Elternteil – dies gewährleistet ein hohes Maß an Sicherheit. Die Kinder erleben Alltagssituationen bei den Ausfahrten durch die Stadt, zumeist ihre eigene Stadt. Diese Situationen werden vor- und so manches anlassbezogen nachbesprochen – damit erhalten die Kinder direkt praktische Tipps zum Verhalten und Anwenden der Regeln im Straßenverkehr. Das Ergebnis ist oft Freude an der Bewegung und mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Außerdem wird im Radfahrkurs die Brücke geschlagen zum »Wozu?«, den Auswirkungen, wenn viele Menschen Radfahren: Was bedeutet dies für die eigene Gesundheit, wie wirkt sich das auf die Mitwelt und Umwelt aus? All dies wird spielerisch und hands-on diskutiert: Von den Kindern Plakate erstellt und im Laufspiel das Verkehrswissen geprüft und verankert.
All das setzt vielschichtige Kompetenzen bei den Radfahrlehrer:innen voraus: Daher machen alle neuen Radfahrlehrer:innen nach der Ausbildung Hospitationen bei den Radfahrkursen, danach werden sie von den erfahrenen Radfahrlehrer:innen weiter aufgebaut und individuell begleitet.
Zudem werden allen Kindern StVO-konforme Fahrräder bereitgestellt und bei Bedarf Helme – damit ist die Sicherheit gewährleistet. Denn die eigenen Fahrräder der Kinder vor dem Radfahrkurs zu prüfen, und oft vorhandene Mängel, wie fehlende Reflektoren, Klingel oder Bremsen richtig einzustellen, wäre unkalkulierbar.

How have you shared information about your project and its results?

Über die Radfahrkurse mit Schulkindern von Schulterblick berichtete mehrfach der ORF, auch W24 und Wien Heute; neben dem Fernsehen kam auch Radio Wien und berichtete darüber.
Die Radfahrschule hat für ihr Schulterblick-Konzept bereits einige Auszeichnungen und Förderung erhalten: 2013 eine Förderung von der EU Kommission im Rahmen von »Do the right mix« erhalten, 2016 erhielt Schulterblick den Mobilitätspreis des VCÖ und im selben Jahr den österreichischen Preis für Verkehrssicherheit Aquila. Zudem war Schulterblick auf diversen (inter-)nationalen Konferenzen vertreten, wie Polis 2017 in Brüssel, 2021 Velo-City in Lissabon oder 2022 am Radgipfel in Wien.
Radland teilt Informationen zu den Kursen über Presseaussendungen, die Radland Website, Newsletter sowie auf Facebook, Instagram und Linkedin.
Darüber hinaus berichtet Schulterblick selbst über die eigene Arbeit und erklärt ihr Schulterblick-Konzept im Blog »Einblicke« auf der eigenen Webseite und verbreitet diese Beiträge über den Newsletter, sowie auf Facebook und Instagram.

Supporting materials